Am 23.01.2017 war ich das erste Mal in dem Bauwerk, über das mit Sicherheit schon alles geschrieben wurde, was man schreiben kann, der Hamburger Elbphilharmonie.
Preis hin oder her, Hamburg hat nun eine international beachtete, neue Kunststätte von dessen Baukunst und Akustik ich mich gern selbst überzeugen wollte. Und ja, sie ist riesig, modern, harmonisch und trotz kühler Gestaltungselemente sehr anheimelnd.
Das musikalische „Menü“ bestand aus Karl Amadeus Hartmanns Sinfonie Nr. 1. Entstanden ist dieses Werk laut Hartmann 1933 als Reaktion auf die Machtergreifung der Nazis. Er sagte „In diesem Jahr erkannte ich, dass es notwendig sei, ein Bekenntnis abzulegen. Die Freiheit wird siegen, auch wenn wir vernichtet werden.“
Zum „Hauptgang“ gab es ein Menschheitsdrama aus der Feder von Dimitri Schostatowitsch – die Sinfonie Nr. 11, die sich mit dem Blutsonntag von 1905 befasst, an dem mehr als tausend Arbeiter den Tod fanden, die für bessere Lebens- und Bildungsbedingungen auf die Straße gingen.
In der Sinfonie N. 11 wird ein Arbeiteraufstand blutig und brutal niedergeschlagen, jedoch endet der vierte Satz mit einem Blick in die Zukunft, der die Hoffnung auf politische Veränderung in sich trägt.
Da stellt sich mir die Frage: Wenn genügend Menschen nicht klagend zusehen, sondern aufstehen und für Freiheit, Rechte und Einigkeit eintreten, würde dann so ein Aufstand überhaupt erst blutig niedergeschlagen? Der beste Beweis war doch die wachsende Zahl an Menschen, die im Rahmen der Montags-Demonstrationen auf die Straße gegangen sind. Wir können es, wenn wir es wollen!
Es gibt weltweit so viel Krieg, Elend und Unterdrückung. Staaten und Gesellschaften entwickeln sich zurück und es gibt leider nie genügend Menschen die aufstehen und somit wird jeder Widerstand blutig niedergeschlagen.
Musikalisch war dieser Abend vor allem im ersten Teil für mich etwas schwere Kost. Es mag daran liegen, dass ich für dieses Werk zu wenig Klassik-Erfahrung habe. Allerdings ist das Thema natürlich auch kein leichtes.
Mein großer Dank gilt dem Dirigenten Ingo Metzmacher und den wundervollen Wiener Philharmonikern, die mit meisterhafter Präzision und vorbildlichem Feingefühl geschafft haben, eine Geschichte durch ihre Instrumente zu Transportieren. Gerhild Rimberger hat mit eindrucksvoller Stimme die Traurigkeit der Sinfonie Nr. 1 in die Seele aller Zuhörer transportiert. Zitat: „Tränen, Tränen, Tränen. In der Nacht, in der Einsamkeit…“ Dankeschön für die Emotionen!
Liebe „Elphi“ trotz oder gerade wegen nachdenklichen Themen, die Du mir in tollem Ambiente und meisterhafter musikalischer Untermalung präsentiert hast, hast Du mir einen beeindruckenden Abend beschert. Ich kam, hörte und I’ll be back.
Patrick
PS: Ich bin „Gegen das Vergessen“ und danke Sylvia Kling für das Engagement für dieses Thema. Nähere Informationen gibt es auch in dieser öffentlichen FaceBook Gruppe. Man muss kein Mitglied sein um sie zu lesen.
Danke, lieber Patrick – ich habe Deinen Beitrag gern im Portfolio verlinkt.
Du berichtest hier über Deine Erfahrungen, die ich höchst interessant finde. Schon viel zu lange habe ich keinem klassischen Konzert mehr gelauscht und möchte mich für dieses Jahr in Dresden einem solchen Erlebnis hingeben. Ich denke, mir könnte es ähnlich, wie Dir ergehen.
Doch Klassik ist für mich unverzichtbar (nun, bisher sind es die CDś von Bach, Krieg, Haydn und auch … Rachmaninov – sehr schwer …).
Ja, wir könn(t)en es, wenn wir es woll(t)en. Doch leider siegt beim Deutschen die Bequemlichkeit. Momentan ist es beispielsweise für mich kaum noch erträglich, was sich in sozialen Medien abspielt. Wenn man nur halb so engagiert im Handeln sein würde, wie im Posten – dann hätten wir wohl weniger Probleme.
Sei herzlich gegrüßt,
Sylvia
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Wie recht du hast! Jeder schimpft und meckert und macht dann –NICHTS. Wie es scheint, ist die Bequemlichkeit die wahre Macht in den Köpfen denkender Menschen. Und zur Elphi: Großartig! Ein Kulturtempel auf höchstem Niveau. In jeder Beziehung.😊
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Ich danke Dir für Beipflichten!
Liebe Grüße
Patrick
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… hoffentlich wird sie ein Musiktempel für Alle Liebenden sein und nicht nur für die
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… abgestumpften Selbstbefeierer…
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Ich denke, die Musikauswahl zu Eröffnung wollte ein Zeichen setzen.
Musik ist für uns alle da. Ich liebe Musik und freue mich auf Kurzkonzerte für 20-50 € für das Volk 🙂
Vielleicht ist es dann ja auch leichter verdaulich 😉
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… ich liebe auch Musik und der Geldbeutel ist immer ein Argument bei Tempeln… 😉
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…oder der Glaube daran…
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… irgenwann werde auch berichten… ;)))
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Übrigens habe ich die Karte geschenkt bekommen und mich nicht selbst belohnt oder befeiert…. bin ja nicht Krösus 😂
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… lächel… aber ehrlich…
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